22.10.14 // 15:05 Uhr

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Da es morgen auf zu meiner ersten Reise geht, kommt mein die-halbe-Woche-ist-jetzt-um-Bericht schon heute. Wie auch letzte Woche schon unterrichte ich jetzt regelmäßig Brandon und bekomme darin immer mehr Routine - und er auch. Solange wir die Tür zugesperrt lassen und das wie-ein-Bescheuerter-gegen-die-Tür-Hämmern von Alex ignorieren, kann er sich inzwischen bis zu 20 Minuten am Stück auf seine Aufgaben konzentrieren und meist reicht ein kurzes Spiel, um die Konzentration wieder zu laden. Die letzten zwei Tage haben sogar ohne offensichtliche Rückschläge geklappt, weswegen es mir beinahe wehtut, ausgerechnet jetzt zum Titicacasee zu fahren. In den sechs Tagen wird er recht viel wieder vergessen... aber Steven hat ja versprochen, am Montag und Dienstag mit ihm zu arbeiten.

Steven ist übrigens der neue Voluntär, der seit Montag auch in Callecruz arbeitet. 24, Schweizer, mit dem Lieblings"satz" "ah wirklich?", aber echt nett. Jetzt haben die Jungs jemanden, der mit ihnen Fußballspielt und nerven mich nicht mehr damit, juhu. Dafür haben sie eine andere Taktik aufgegriffen: Sie versuchen pausenlos, unsere Hände ineinander zu legen, uns zu einem Kuss zu überreden oder fragen uns, ob er mein Freund ist/ich seine Freundin bin. Wird auf Dauer leicht nervig, auch wenn die Blicke göttlich waren, als wir einfach spaßeshalber mal "ja" geantwortet haben auf die Frage, ob wir zusammen seien.

 

In meinem Leben außerhalb des Projektes gibt es kaum News. Ich habe schon am Sonntag meinen Rucksack für den Titicacasee gepackt (und hab Schiss vor der Höhe...) und die anderen Nachmittage meist zuhause vor meinem Laptop verbracht, während ich neben dem Seriengucken Arbeitsblätter für Brandon erstellt habe. Abends bin ich wie immer zwei Stunden beim Tanzen, wo ich mich immer besser mit meinem bezahnspangten Partner zusammenraufe, da dieser langsam endlich die Choreo drauf hat. Heute werde ich nach dem Tanzen noch an die Plaza gehen, um mich dort mit meinen Bolivianerinnen zu treffen und vor dem Tanzen ist Hautarzt angesagt: Dieser Fleck an meinem Handgelenk, der plötzlich aufgetaucht war und nicht mehr verschwindet, muss angeguckt werden. Hoffentlich will die Ärztin keine Gewebeprobe oder so einen Käse.

- Gut, so viel zu dem Plan. Jetzt ist es abends und der Arzttermin wäre morgen um vier, aber wir fahren um drei los nach La Paz. Und das Treffen mit Anita, Indira und Estela ist auch ins Wasser gefallen. Dafür werde ich morgen noch mit Anita einen Kaffee trinken gehen.

 

Meine Reisen werde ich übrigens in einem Extra"blatt" dokumentieren, da es bestimmt einige gibt, die zwar gern über die Reisen lesen, aber sich nicht durch mein tägliches Leben wühlen.