o7.o8.14 // 15:22 Uhr

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Trotz Übermüdung und Höhenluft war bereits der Flughafen eine klitzekleine Sensation. Kaum kommt man aus dem Gangway heraus, ist man schon mitten in der Passkontrolle. Gefühlt dreißig Zentimeter dahinter fährt das kleine Förderband im Kreis, das unsere Koffer gebracht hat und damit ist der Flughafen des Regierungssitzes eines so großen Landes auch schon wieder zuende.

Wir werden mit zwei Minibussen (natürlich ohne Sicherheitsgurte, Kopfstützen oder anderem Überfluss) vom Altiplano hinunter in die Innenstadt von La Paz gefahren. Unsere Koffer kommen einfach oben auf's Dach, nur gehalten von einer schmalen, vielleicht 20cm hohen Reling. Das Hauptprinzip des Straßenverkehrs in La Paz lautet: Wer lauter hupt, gewinnt. In diesen Wettstreit stürzen sich wirklich alle Autos, sodass es schon bald zu einem kaum störenden Hintergrundgeräusch verschwimmt. Mode für Autofahrer, die größtenteils mit ausgeschlachteten Toyotas aus zehnter Hand unterwegs sind, sind außerdem Fähnchen und Aufkleber aller Art, am liebsten in Nationalfarben. Dass diese Fast-Oldtimer nicht reihenweise Achsenbrüche erleiden wundert mich bei diesen Straßenverhältnissen wirklich. Papa, fahr einmal hier mit, dann wirst du denken, in unserem Ford auf Wolken zu schweben.

Werbung wird übrigens hier nicht aufgeklebt, sondern an die Wände und Mauern gemalt. Wenn sie veraltet ist, wird weiß drüber gemalt und neue Werbung halt Platz. Besonders häufig ist über Evo* zu lesen, den Nationalhelden, wie es scheint. (*Evo Morales: erster indigener Präsident Boliviens)

 

Auch faszinierend waren die Rudel von Straßenhunden, die sowohl an der "Autobahn", als auch mitten zwischen den Menschen an den öffentlichen Plätzen herumliefen oder lagen, ganz entspannt und absolut nicht unterernährt.

 

Die Höhenluft ist bisher nicht so grässlich, wie ich erwartet hatte. Alles ist irgendwie langsamer, zäher und anstrengender, außerdem kommen ab und an Anflüge von Kopfschmerzen und Schwindel, aber richtig schlecht ging es nur einer aus meiner Gruppe kurzzeitig.

 

Was noch zu erwähnen ist, ist das Essen. Zum Frühstück gab es natürlich Coca-Tee, der gar nicht so ekelhaft schmeckt, wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Die Mutigeren unter uns haben sogar die Blätter schon gekaut. Laut Tilman schmecken die allerdings so, wie es bei seinem Opa riecht - ich bin also nicht erpicht darauf, es auszuprobieren. Außerdem süße Kräcker, kleine Kuchen und müsliähnliches Zeug mit Joghurt. Mittags bekamen wir ein Buffet im hoteleigenen Restaurant. Verschiedene Salate, unter anderem einer aus gebackenen Bananenscheiben, gekochte Maiskörner und Reis in gelbem Zeug waren die Beilagen für drei Fleischgerichte, die ähnlich undefinierbar waren: gräuliche, ganz schmale Fladen und etwas, das ich mich sogar getraut habe, zu essen: Zunge vom Rind. Mein mehr-als-Jahr als Vegetarier ist also vorbei, zerstört von ZUNGE. Andere Länder, andere Sitten...

 

 

Der Blick aus dem Hotelzimmer.

 

Der beeindruckende Höhenunterschied zwischen Altiplano und La Paz.

 

Ein ganz typischer Laden an der Straße: Hier gibt's nur Klopapier und in anderen Lädern baumeln beispielsweise Klobrillen von der Decke oder es gibt reihenweise Shampooflaschen und Duschgel.