26.o8.14 // 23:32 Uhr

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Langsam aber sicher kehrt der Alltag ein. Ich stehe täglich um sechs Uhr auf, nehme mein Micro zum Projektmicro, dann dieses zur Republica, schlafe auf der Fahrt noch ein bisschen und verbringe den Vormittag bei den Kindern im Unterricht, beim Kochen oder ähnlich wenig Hilfreichem. Nach dem Mittagessen fahre ich wieder in die Stadt, wo ich ein Wenig ausruhe, bevor ich bis um etwa neun Uhr im Confetti helfe.

Gestern war ich so richtig untätig und habe nur in Nelys Matheunterricht gesessen (und gefroren. Es war echt kalt.), bis die Lehrer plötzlich alle verschwunden waren und die Kinder Radau gemacht haben. Ich habe schließlich herausgefunden, dass im Comedor (Ess-Raum) eine Lehrerbesprechung stattfindet und habe mich dazugesetzt. Die Direktorin, Cleo, hat mir aufgetragen, morgen meine Kamera mitzunehmen, was ich dann auch getan habe. Ich habe hauptsächlich das selbst angebaute Gemüse fotografiert (oft mit posenden Kindern davor), aber auch die Kids beim Spielen und die Räumlichkeiten. Die Bilder folgen, wenn ich mehr Zeit habe.

Zu Essen gab es zwar gestern etwas, das mir überhaupt nicht geschmeckt hat, dafür war das heutige Mittagessen umso besser: Einfach bloß Cuscus, ganz normale Kartoffeln, gekochtes Gemüse und Spiegeleier, ganz ohne Fleisch. Besonders das Gemüse hat mich gefreut, ist hier total selten!

 

Gestern Nachmittag hat mich Luisa im Confetti besucht. Heute bin ich direkt vom Micro aus zu ihr gegangen und wir haben den Abasto-Markt erkundet, eine riesige Markthalle mit hunderten kleiner Stände, die scheinbar alle das Gleiche verkaufen: Hauptsächlich Reis, Nudeln, Kartoffeln und Zwiebeln. Dazwischen sind einige Stände mit anderen Gemüse- und Obstsorten, die wirklich lecker aussahen (weswegen wir die Kommentare unserer Familienmitglieder, da sei es nur ekelig und schmutzig, gar nicht verstanden haben. Wir haben uns nur in der Fleischabteilung geekelt.), und Stände mit endlos vielen Schuhen, gebrauchte und neue Kleidung, Spielzeug und und und. Das war irgenwie viel eher das Bolivien, das wir anfangs erwartet hatten. Trotzdem war es angenehm, in die geordnete, duftende Confettiküche zurückzukehren.

 

 

28.o8.14 // 21:23 Uhr

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Hab ich schon die Frosch-Geschichte erzählt? Vor einigen Tagen war ich im Projekt auf der Toilette und hab beim Spülen entdeckt, dass ein Frosch unter mir saß!!! Er hat die Spülung überlebt, aber ich gucke jetzt immer zweimal ins Klo.

Ansonsten gibt es relativ wenig Neues zu berichten. Am Mittwoch war ich fürchterlich müde, weswegen ich froh war, dass es im Confetti überhaupt keine Arbeit gab. Nachmittags habe ich mit meinen Eltern geskyped und bin danach noch joggen gegangen. Dadurch gingen zum Glück die Kopfschmerzen weg und ich war wieder etwas fitter. Heute, am Donnerstag, war es wesentlich besser. Ich hatte mein Spanischlernzeug im Projekt dabei und habe viele neue Vokabeln aufgeschrieben. Zudem habe ich heute zwei relativ lange Gespräche geführt, eins mit dem Lehrer Cachi und eines mit dem Microfahrer/Koch, dessen Namen ich immer noch nicht weiß.
Nach einer zweistündigen Pause bin ich ins Confetti gefahren und habe ein paar Torten und Nachspeisen zubereitet, bevor ich jetzt dann doch wieder ziemlich müde und fertig schlafen gehe.

 

 

Ich habe übrigens in der Info-Ecke bei den Infos über mein Projekt einige Bilder eingefügt, wie es dort aussieht.

Hier noch mehr:

 

So sieht es im Micro die letzten, bzw. ersten zwanzig Minuten nach dem Losfahren aus.

 

 

Esmeralda, César und Carmen posen für die Kamera. Sie besuchen in der República die fünfte Klasse.

 

 

Das ist das Klassenzimmer der vierten Klasse, "meiner" Klasse, da ich meistens bei ihnen im Unterricht sitze und zuhöre. Das ist auch die einzige, aus der ich fast alle Namen kenne.

 

 

Hugo und der (glaube ich) leicht geistig behinderte junge Mann, der auch auf dem Campus wohnt und die Betreuerin im Kindergarten unterstützt verkaufen Chupetes, Jugetes, Chocolates und Soda an die Kids. Vor dem Fenster stehen Beatrice und Carmelo.

 

 

 

Und auch ich muss mal ran: Hier pose ich mit (ich glaub er heißt) Eduardo. Er singt immer für alle Mädchen Lieder, auch für mich. Leider hat er eine recht krächzig/rauchige Stimme und trifft die Töne nicht immer...

 

 

Nayerli und Diana sind zwei meiner Lieblinge. Aber Pschhht! ;-)

 

 

30.o8.14 // 12:o3 Uhr

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Bis gestern litt ich unter einem Mörder-Muskelkater von dem bisschen Joggen - ich muss das wirklich wieder öfter machen... *seufz*

Der Freitag sah etwas anders aus als die bisherigen Tage im Projekt, da eine Lehrerin da war, die ich noch nicht kannte. Sie hat mit mir erst mal den Computerraum geputzt (Ja, wir haben einen Computerraum! Mit vier relativ guten PCs drin!) und so hergerichtet, dass wir später gemeinsam PC-Stunden für die Kinder geben konnten. Der bestand daraus, dass sie einen kurzen Text über etwas Mathematisches lesen sollten und ihn dann aus dem Lernprogramm heraus in ein Worddokument kopieren sollten. Haben sie das einmal geschafft, durften sie Plants vs. Zombies oder Angry Birds zocken. Wie sinnvoll das jetzt ist, frage ich mich lieber nicht.

In der Schulpause habe ich den Kiosk geführt, diesmal alleine mit dem Jungen/Mann, bei dem man aber aufpassen muss, dass er das richtige Rückgeld gibt, da er nicht rechnen kann.
Danach verbrachte ich die übrige Zeit mit der PC-Lehrerin im PC-Raum mit Surfen im Internet, denn die Kinder schauten in der Kapelle einen Film (Odyssee) vor einem winzigen Fernseher. Ich hab's versucht, aber nichts gesehen auf dem kleinen Bildschirm.

Nachmittags habe ich endlich mal mit einer Freundin geskyped, bevor ich wieder ins Confetti gegangen bin. Heute waren eine 8-Personen-Torte à la "Moulin Rouge" dran und einige Mini-Nachspeisen-Törtchen zusammen mit Fabiola, bevor wir auf einem der Straßenmärkte einkaufen waren.

Abends bin ich mit Isabella in eine Bar gefahren, wo Luisas Gastschwester Valeria ihren Abschied feierte. Sie wird mit Isabella zusammen am Donnerstag nach Europa fliegen, aber nach Deutschland und nicht wie Isa nach Italien. Während alle um mich herum braunen Tequila mit brennenden Limonen kippten, wollte ich etwas "Leichteres" und bestellte einen Pina Colada. Was ich nicht wusste: Hier besteht der nur aus Rum, Cocos und etwas Sahne, der O-Saft wird einfach weggelassen. So viel zum "Leichten". Isa ging noch auf eine andere Party und holte mich gegen ein Uhr wieder ab (das war unsere Deadline, zu der wir zuhause sein mussten), während ich mit den AFS-Leuten und Luisa zum Burger King pendelte und den zweiten Teil des Abends dort verbrachte. Bei Alkohol und Fast Food merkt man dann doch, dass Bolivien etwas billiger ist als Deutschland: Die "Hipster"-Shots beispielsweise (bestehend aus Pina Colada, Vodka und Blue Curacao) kosten bloß 10Bs, die große Portion Pommes 13,50Bs. Umrechnugn etwa 1:10.

 

Am Samstag wachte ich um elf Uhr auf, frühstückte zwei der Minicroissants aus dem Confetti und sah ein bisschen fern. Der Rest der Familie war überraschenderweise auch zu Hause, anstatt wie üblich zu arbeiten. Um Eins gab es schon Mittagessen, Fleisch, Reis und Minikartoffeln, und danach legten sich alle wieder zu einem Schläfchen nieder. Gegen halb vier Uhr Nachmittags machten wir im Confetti noch ein paar Kuchen, bevor wir kurz zu einem Event fuhren, wo wir die Buffettische dafür anrichteten. Danach begleitete ich meine Mutter und meine Schwester zum Schönheitssalon, wo sie sich die Haare und Nägel machen ließen und meine Mutter sich außerdem schminken ließ. Faszinierend, WIE viele Frauen dort waren... zuhause gab es noch Abendessen und danach verließen alle außer Leo und mir wieder das Haus für irgendwelche Events.

 

Um euch neidisch zu machen, hab ich im Confetti noch zwei Fotos gemacht:

 

 

 

31.o8.14 // 23:o6 Uhr

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Mein letzter August-Eintrag... wahnsinn, wie die Zeit vergeht! Soweit ich informiert bin, sind schon in zwei Wochen wieder Ferien hier in Bolivien - und zwar die FRÜHLINGSFERIEN. Hier endet der Winter bald, was man daran merkt, dass man selbst in Hotpants und Top zergeht, wenn man vor die Tür geht. Es hat tagsüber um die 33-35°C. Ja, im Winter.

Nun aber zu dem, was heute noch so los war: Nachdem ich um kurz nach Zehn aufgestanden bin, bin ich mit Leo einkaufen gegangen. Dann hab ich ganz typisch deutsch gefrühstückt (jedenfalls typisch für mich): Semmel (für nicht-Bayern: Das sind "Brötchen") mit UNgesalzener Butter (ist hier schwer zu finden) und Marmelade, dazu ein Kakao. Mjamm, zur Abwechslung!

Bis zum Mittagessen, zu dem wir eine Freundin der Familie abgeholt haben, die schon 90 ist, haben Leo und ich den Harry-Potter-Marathon im Fernsehen weiter verfolgt. Im Restaurant gab es dann eine riesige, echt leckere Salatbar, danach Ente mit Reis, Pommes Frites, gebackene Bananen und Yukka, die typischen Beilagen.

Ich war ja überrascht, dass wir überhaupt einen Platz im Restaurant bekommen haben. Hier ist es nämlich üblich, einfach zum Essen zu fahren, ohne vorher zu reservieren oder Ähnliches. Als wir ankamen, war der Vorraum des Restaurants überfüllt mit wartenden Familien, die alle essen wollten. Kaum zu glauben, aber eine viertel Stunde später saßen wir doch am Tisch.

Nachmittags gab es wieder die Auswahl zwischen Fernsehen und Schlafen, also habe ich beim Harry Potter gucken mit einem Freund geskyped. Danach war ich Joggen für Faule, nur etwas mehr als 20 Minuten, aber es war einfach viel zu warm draußen (Vielleicht muss ich doch ins Fitnesstudio...). Abends ging es wieder zu Abuelo, Abuela und Tia, bevor alle ins Bett gegangen sind.

Dazwischen habe ich immer wieder daran herumgebastelt, mein Zimmer zu dekorieren, mit den wenigen Mitteln, die ich bisher habe: Fünf Fotos, ein von der Wand baumelndes Schutzengelchen, eine bunt angemalte Liste mit allen Geburtstagen aus Familie und Projekt und ein paar ausgeschnittene Herzchen und Smileys dazwischen. Nö, ich bin noch nicht fertig.

 

 

 

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