18.o8.14 // 15:35 Uhr

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HAPPY BIRTHDAY, SCHWESTERLEIN

 


Ich habe es heute geschafft, das Micro zu nehmen (eine halbe Stunde zu früh sogar^^), habe im Projekt ein bisschen im Matheunterricht zugeguckt und war dann bei den Kleinen im "Kinder", die - ja, spanische!- Bezeichnung für den Kindergarten der República. Später waren wir auch noch beim Ballspielen auf dem Sportplatz und haben die Schweine besucht. Ich wurde wieder häufig gefragt: "Te quedas?", was soviel heißt wie "Bleibst du?". Doch übernachten werde ich dort erst, wenn ich etwas besser Spanisch spreche, sonst komme ich mir verloren vor.

Nach dem Mittagessen sprangen wieder doppelt so viele Kinder in das Micro, wie eigentlich reinpassen würden und los ging's. 

Aber nicht lange, da machte es plötzlich RUMMS und das Micro lag fast auf der Seite. Es war so viel Sand auf der Straße, dass die Räder darin zur Seite drifteten und im Graben landeten. Dort fuhren sie sich schön fest, sodass alle aussteigen mussten und erstmal geschoben wurde. 

Aber lustig sah's aus! 

 

 

 

Da das Ganze trotz Bemühungen nicht klappte, flüchtete der Großteil der Insassen erstmal in den einzigen Schatten in der Nähe, denn es war unglaublich heiß. Zum Glück der Kinder (und auch mal zu meinem, hihi) hing ein lianenartiger Ast von diesem schattenspendenden Baum herab, an dem man hervorragend hin und her schwingen konnte. Das Tarzanspielen vertrieb die knappe Stunde, die es dauerte, bis ein vorbeikommender Pickup anhielt, ein Seil auspackte und den Bus ins Freie zog.

 

 

 

 

20.o8.14 // 22:55 Uhr

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Den gestrigen Tag habe ich nicht im Projekt verbracht, weil wir um halb drei Uhr nachmittags im AFS-Büro sein sollten, um unser Jahresvisum zu beantragen. Also konnte ich ausschlafen und herumgammeln, bis Luisa, Eva, Kathrin, Max und ich uns mit Jorge & Jorge getroffen haben. Zu allererst stellte sich heraus, dass die Hälfte von uns irgendwelche Dokumente nicht dabei hatte, die wir gebraucht hätten, weswegen sich die ganze Prozedur nächste Woche vermutlich wiederholt. Dann wurden Passfotos von uns gemacht und wir sind zu Interpol gefahren, wo unsere Daten (und sogar Fingerabdrücke) aufgenommen wurden. Mitsamt langen Wartezeiten war es letztendlich nach sechs Uhr, als Jorge mich als Letzte zuhause absetzte. Ich half noch ein wenig im Confetti, bevor es dann ins Bett ging.

 

Denn heute war ja wieder República angesagt. Dort habe ich mit ein paar Mädels Unkraut im Gemüsegarten gejätet, bin eine Weile im Mathe- und Biounterricht gesessen, hab Karotten geschält und mit den Kindern Zeit verbracht. Die Stunden wollten allerdings nicht so recht vergehen, da ich mir immer nutzloser vorkomme, je weniger "neu" ich in meinem Projekt bin und trotzdem nichts helfen kann.

Nachdem ich aber schon um halb 3 zuhause war, obwohl ich noch kurz Shampoo und einen Block eingekauft habe, bin ich mit in den Laden gefahren. Dort habe ich bis abends um neun Uhr geholfen, Kuchen im Akkord zu backen. Sechs Karottenkuchen, 2 Bleche von Selbigem, fünf Browniekuchen, drei Blecke davon, einige Orangenkuchen.

Mein Abendessen bestand also aus Kuchenteig (göttlich) und einem ganz frisch aus dem Ofen kommenden Schokocroissant (noch viel göttlicher). Jetzt liege ich in meinem Bett und werde wohl bald schlafen, denn der morgige Tag wird vermutlich ähnlich aussehen wie der heute.

 

 

20.o8.14 // 22:55 Uhr

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Schon seit zwei Tagen habe ich im Projekt gar nicht in der Küche geholfen. Das verbuche ich als Fortschritt, denn das heißt ja, dass ich irgendwas anderes zu tun gehabt haben muss, oder? Gestern wurde mir plötzlich für den Vormittagsunterricht die alleinige Aufsicht über eine ganze Klasse gegeben. Es ist wirklich schwer, etwa zwanzig pubertäre 12-15jährige (Schätzwert) zu beaufsichtigen, wenn das einzige ermahnende Wort das man kennt: "Sientate" - "Setz dich" ist. Jimmi und Xavier haben einfach mal behauptet, sie würden jetzt in die Küche gehen, um dort kochen zu helfen. Zum Glück kam in diesem Moment draußen eine der Lehrerinnen vorbei und hat den Schwindel aufgedeckt. Danach bin ich nicht mehr auf die Jungs reingefallen und es hat erstaunlich gut geklappt. Sie haben eben sogar Respekt vor einer "Profe" (so nennen sie sogar mich immer! :-) ), die ihre Sprache nicht spricht.

Die zweite Hälfte im Projekt vor dem Mittagessen habe ich in der Musikklasse zugehört, die verschiedene Lieder gesungen haben. Der gitarrespielende Lehrer konnte das mit dem Singen auch echt gut, aber ich hab mich trotzdem gefühlt wie bei Harry Potter in der Großen Halle, wenn zum Schuljahresbeginn die Hymne gesungen wird und jeder seine eigene Melodie wählen darf. Denn das mit der Tonfolge klappt definitiv noch nicht so gut wie die Sache mit dem Text.

Heute waren meine Aufgaben im Projekt wieder eher nicht vorhanden. Da dauernd jemand Sport hatte saß ich größtenteils am Rand vom Sportplatz und habe beim Fußballspielen, Staffellauf und Sprint zugeschaut und mich manchmal mit den Kids unterhalten. Außerdem haben mir Alejandra und Nayerli versucht, die Namen ihrer Klassenkameraden beizubringen. Die der Mädchen kann ich inzwischen fast alle, jetzt muss ich sie gedanklich nicht mehr Pocahontas nennen. (Ich finde nämlich, die schauen alle so aus.)

 

Wenn ich um halb drei/drei Uhr nach Hause kam, hab ich eine Stunde pausiert, bevor ich zum Mithelfen ins Confetti gegangen bin. Dort habe ich nochmal bis um neun Uhr gearbeitet. Gestern habe ich einen Haufen Orangen entsaftet, Birnen zum Backen mit Schoko-Nuss-Füllung gestopft und sie mit gekochten Früchten angerichtet. Heute lag das Hauptaugenmerk auf dem Fertigen einer zweistöckigen und sechsschichtigen Schokotorte mit frischen Erdbeeren drin und dran, sowie Karamellcreme als Füllung und Schokoplättchen außenrum. Silvia und Vico haben gleich tausend Fotos von der Torte (und leider auch von mir^^) geschossen und ein paar davon auf Facebook gestellt. *stolz*

 

 

Übrigens wollte ich an dieser Stelle mal ein paar Fakten anmerken, auf die wir zuvor in den VBs vorbereitet wurden, weswegen ich sie hier bisher nicht erwähnt habe:

 

- Das Klopapier kommt neben das Klo in den Mülleimer. Immer. Das ist wichtig, sonst verstopft es.

- Anschnallen ist nicht. Entweder nicht möglich oder man lässt es, um den Fahrer nicht zu beleidigen.

- Ja, es gibt Kakerlaken. Jedenfalls glaube ich, dass es welche sind, sie sind kleiner als die aus dem Fernsehen und jeder zerdrückt sie einfach, obwohl man das doch eigentlich nicht soll. Sie wohnen gerne bei uns in den Küchenschränken, lassen aber das Müsli in Ruhe. Komische Viecher.

- Doch, es gibt Waschmaschinen. Wir haben sogar einen Trockner.

- Ja, fast jeder hat eine Haushaltshilfe. Unsere kümmert sich ums Putzen, Kochen, den Abwasch und die Wäsche und ist (glaube ich) echt nett.

- Nein, nicht jede Mücke überträgt Malaria und Dengue. Ich bin noch nicht krank, trotz Stichen.

- Ja, der Fernseher läuft dauernd und immer. Genau wie die Klimaanlagen, die in allen Zimmern hängen. Die regeln das Klima allerdings nicht wirklich, sondern machen einfach alles kalt. Sehr kalt. Und meinen Hals kaputt.

 

Mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein. Gute Nacht. :)

 

 

24.o8.14 // 15:49 Uhr

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Der gesamte Samstag bestand fast nur aus Arbeiten im Confetti, da etwa fünf oder sechs Torten ausgeliefert werden mussten und ein kleines Catering für den Sonntag vorgekocht werden musste. Wir waren letztendlich bis um halb 11 Uhr abends im Laden. Am Sonntag war ich gerade aus dem Bett aufgestanden, als Vico auf der Treppe stand und mich fragte, ob ich mitkommen wolle, sie müssten jetzt die Torten ausliefern. Da ich keinen Plan B hatte, zog ich mir schnell was anderes an als meinen Schlafanzug und half mit, noch Tomate-Mozzarella und Brotkörbe vorzubereiten, alles ins Auto zu laden und die Sachen in das krasseste Haus zu bringen, das ich hier bisher gesehen habe. Es sah aus, wie man sich den Wohnsitz von Baronen im Film vorstellt. Riesige Zimmer, hohe Decken, Stuck, Statuen, Porzellan, viel weiß und gold. Nachdem Silvia den einheitlich blau gekleideten Hausangestellten erklärt hatte, was sie mit welchen Speisen tun mussten, tauchte die Hausherrin auf, die wohl eine gute Freundin von Silvia ist. Sie überschüttete uns beide mit Lob (Que linda, que hermosa, que bonita), lud uns auf einen Espresso in eines der fünf Wohnzimmer ein, die ich auf den ersten Blick entdecken konnte und dann auf ein Stück der Torte, die wir am Abend zuvor gebacken hatten. Auch die bekam nochmal eine Ladung Lob ab.

Außerdem meinte sie, ich sollte Gott danken, bei dieser Familie gelandet zu sein, sie seien die Besten und außerdem die besten Köche in Bolivien. Gott zu danken passt vielleicht nicht ganz zu mir, aber dankbar bin ich auf jeden Fall, dass ich hier bei ihnen sein darf!!!

Nach etwa sieben Abschiedsküssen verließen wir das unglaubliche Haus und fuhren zum Mittagessen. Weil ich in der letzte Woche so viel geholfen habe, durfte ich aussuchen, wo wir hingingen. Ich wählte chinesisch, was sich als wirklich lecker herausstellte - von den (mit Hühnchen, was sonst, gefüllten) Frühlingsrollen, über den Reis, Teigtaschen und verschiedene Fleischstücke in Sauce bis hin zum Fisch, der mit Fleischstückchen garniert war.

Jetzt entspannt wieder jeder vor dem Fernseher und für heute ist soweit ich weiß nichts mehr geplant außer dem wöchentlichen Besuch bei der Abuela (Oma).