Salar de Uyuni - 21.11.14 bis 28.11.14

 

 

 


Freitag, 16 Uhr nachmittags, Santa Cruz

 

Der große Trekkingrucksack ist gepackt, diesmal richtig organisiert, um nicht lange suchen zu müssen. Ab geht's zum Busterminal, von wo aus es wie immer losgeht.

 

 

 

Samstag, 11 Uhr vormittags, Sucre

 

Die Reise dauert anstatt der geplanten 12 Stunden wegen schlechter Straßenverhältnisse 18 Stunden, weshalb wir uns in Sucre gleich auf die Suche nach einem Ort zum Mittagessen machen. Michel kennt zum Glück eine Pizzeria direkt an der Plaza, die für uns alle Platz hat. Die Inhaberin des Restaurants begrüßt uns wie lang verschollene Bekannte, mit breitem Grinsen und winzigen Fetzen deutscher Sprachkenntnisse.

 

 

 

Samstag, 16 Uhr nachmittags, Sucre

 

Nach der selbstzusammengestellten Pizza schlenderten wir durch Sucre, was bei jeder zweiten Straßenkreuzung in Diskussionen ausartete, wo man denn nun lang gehen wolle. Gut, dass es in Sucre wie in allen anderen Städten hier immer ein, zwei Plätze gibt, die man gesehen haben muss. Ersteres ist natürlich – was sonst – die Plaza, der andere Ort ein beschauliches Plätzchen mit Säulengang und Touristengasse vor einer Kirche. Natürlich machten wir unserem Touristatus alle Ehre, schossen einen Haufen Fotos und kauften fleißig Alpakawollhandschuhe und -mützen. Zuletzt kehren wir in einem Café auf Frappuchinos und Frappés ein, bevor der Bus abends direkt nach Uyuni weitergeht, leider ohne Zwischenhalt in Potosí.

 

Die Cruzeños auf Erkundung in Sucre: Plaza.

 

 

Sonntag, knapp 4 Uhr nachts, Uyuni

 

Viel früher als erwartet schmeißt uns der Bus im nachts eiskalten Uyuni heraus. Jetzt müssen wir hoffen, dass das Hostel, in dem wir eigentlich nur die Nacht von Sonntag auf Montag verbringen wollten, schon Platz für uns hat. Nach einigen Minuten Wartezeit, in der unsere Hoffnung auf ein warmes Plätzchen schon gegen Null sinkt, stellt irgendjemand fest, dass unser lieber Betreuer die Klingel gar nicht richtig gedrückt hatte. Und siehe da, kaum klingelt man richtig, wird einem die Tür sogar geöffnet. Wir haben also doch Glück, dürfen tatsächlich schon unsere Zimmer beziehen und bekommen so noch eine Weile Schlaf.

 

 

 

Sonntag, 12 Uhr mittags, Uyuni

 

Am Morgen nutzte ich die viele freie Zeit, um die Dusche zu testen. Leider hatte ich aus den Fehlern der anderen bei den Reisen zuvor nicht gelernt, sondern musste meine Erfahrung selbst machen: Wer zuerst duscht, duscht kalt. Richtig eisig kalt. Immerhin war ich danach richtig wach und konnte die einsame, staubige, aber schmerzhaft helle Atmosphäre Uyunis genießen, während wir ausschwärmten, um das günstigste und leckerste Lokal für ein Frühstück, beziehungsweise wahlweise Mittagessen zu suchen. Die Wahl fiel nach langen Diskussionen auf eines der Restaurants, die an der einzigen bevölkerten Straße Uyunis wie alles hier ziemlich touristisch wirkte. Bedient wird man hier in fast jedem Lokal von den Kindern der Köchin, die gleichzeitig die Besitzerin ist. Ein bisschen verstört es schon, wenn die acht- und zehnjährigen Kellerinnen wieder fröhlich mit Puppen spielen, nachdem sie ganz professionell die Bestellung aufgenommen haben. Lecker war's trotzdem, auch wenn die Crepes mit Banane und Schokosauce warm noch besser gewesen wären.

 

Verbotenerweise irgendwelche als Dekoration in der Straße verteilten Eisenbahnen bekraxeln :D

 

...unser Zeitvertreib im sonst so einfarbigen Uyuni. Zu unserer Verteidigung: der Altersdurchschnitt auf der Rutsche liegt da bei nur 18 Jahren! ;-)

 

Unglaublicher Himmel. Live noch unglaublicher.

 

 

 

Sonntag, 10 Uhr abends, Uyuni

 

Nachdem um acht Uhr abends endlich ganze Bande AFSler aus den anderen Departements aufgeschlagen war, herrschte eine Weile herrliches Chaos und Wiedersehensfreude. Zum Abendessen wurden wir von AFS eingeladen, mussten allerdings in Schichten essen, da gut 70 Leute nicht gleichzeitig in ein Restaurant passten. Es gab zur Überraschung aller Pollo, Reis und Papas Fritas (Pommes). Danach setzten wir uns einfach noch zusammen auf den Fußboden des Hotels, hörten Musik, plauderten und ließen Leas Geburtstag ausklingen.

 

 

 

Montag, 10 Uhr morgens, Uyuni

 

In den Betten war es durch ein Laken, zwei Filzdecken und eine dicke Kuschelfleecedecke angenehm warm gewesen, sodass fast alle erholt zum Frühstück erschienen. Die Einteilung, wer mit wem in welchem der zwölf Jeeps sitzen würde, geschah ebenfalls recht unkompliziert. Die einzig unangenehmen Überraschungen waren, dass wir die erste, ungeplante Nacht im Hostel tatsächlich noch bezahlen mussten und dass Michel die Höhe nun doch zu schaffen machte, sodass es auf der Kippe stand, ob er mitkonnte. Letztendlich gab unsere persönliche Ärztin grünes Licht und die Autokolonne setzte sich in Bewegung, mit meinem Team aus Fahrer Rubén, Dorina, Lea, Carlotta, Tina und Janine im sechsten Wagen, einem dunkelgrünen Toyota.

 


 

 

Montag, 12 Uhr mittags, mitten im Nichts

 

Nachdem uns allen Uyuni schon unwirtlich, kahl und schlicht vorgekommen war, fanden wir kaum mehr eine passende Bezeichnung für die gähnende Leere die nun außerhalb der letzten Zivilisation vorherrschte. Irgendwo auf der Sandstraße durchs Nichts hielten die Autos irgendwann an, da eines kaputt war und repariert werden musste. Die Fahrer versammelten sich also alle um die offene Motorhaube und starrten unter fachkundigem Diskutieren hinein. Wir anderen tauschten in der Zwischenzeit unsere ersten Eindrücke aus oder schossen Selfies. Erst nach einer Weile bekamen langsam alle mit, dass der beeindruckende Berg zu unserer Rechten ein aktiver Vulkan war, 5865m hoch und mit dem Namen Ollagüe. Kurz darauf ging es weiter über die Sand- und Geröllpisten, die man teilweise mit bis zu 100km/h, an anderen Stellen mit maximal 30km/h befahren konnte. Vereinzelt sichteten wir Lamaherden und einmal sogar ein paar merkwürdige Vögel, die mein Kopf in Ermangelung besserer Einfälle als Strauße eingeordnet hat. Ein paar Diskussionen, welche Lieder man denn nun auf der Fahrt gerne hören würde später hielten wir wieder an, erneut mitten im Nirgendwo. Die Kargheit der Landschaft wurde hier durchbrochen von einem winzigen Flüsschen und etwas mehr Grün, auf das sich ein paar gleich mal genießerisch fallen ließen – eine schlechte Idee, wie sich herausstellte, denn wie die gelblich braunen Grasbüschel um uns herum war auch das Grünzeug schmerzhaft stachelig. Aus einem Auto wurde ein Mittagessen geladen, bestehend aus Quinua, Fleisch und Salat. Gut gesättigt ging es dann weiter, mitten durch das Bächlein und ab in noch mehr Nichts.


Selfiiiiieee :P


Im Auto liefen abwechselnd Reggae von Dorina, bolivianische Musik unseres Fahrers, Tinas schnulzige Playlist mit Abba und Taylor Swift oder Janines für meinen Geschmack angenehmste Musik wie z.B. 30 Seconds to Mars und Linkin Park. Egal was lief, irgendjemand hatte immer etwas auszusetzen und so war unsere gesamte Autofahrt immer wieder gespickt von Diskussionen, was wir als nächstes hören sollten. Gut, dass die Keksvorräte aus Club Social, Honey Bran und Chip Ahoi meist wieder Frieden brachten.

 

 

 

Montag, 19 Uhr abends, Laguna Colorada

 

Zwischen teils stundenlangen Fahrten hielten wir an beeindruckenden Orten wie den Lagunas Altiplánicas, in denen sich Flamingos badeten und dem Árbol de Piedra, einem Felsen, dem der Wind im Laufe der Zeit die typische Baumform verpasst hatte, die ihm ein Foto auf jedem Uyuni-Tour-Flyer sicherte. Der letzte Stopp des ersten Tages war die Laguna Colorada, deren Wasser in der untergehenden Sonne blutrot schimmerte. Ursache dafür sind bestimmte Mineralien, die dort vorkommen. Angeblich würde man ein ausgiebiges Bad in dieser Lagune auch nicht überleben.


Die Laguna Colorada

 

Dort war auch unser Hotel, in dem es erst einmal Tee und Kekse und danach Spaghetti Bolognese gab. Ziemlich bald danach ist jeder in sein glücklicherweise warmes Bett gekrochen, da es am nächsten Morgen um fünf Uhr losgehen sollte. Trotz der über 4200 Höhenmeter spürte ich keinerlei Anzeichen für die Höhenkrankheit, ganz im Gegensatz zu Michel, dem es immernoch mies ging und der am liebsten wieder nach Hause gefahren wäre.

 

Auf dem Weg zu meinem Zimmer fiel mir wieder ein, auf was ich mich die ganze Zeit gefreut hatte: einen Sternenhimmel so weit außerhalb störender Lichter zu betrachten. Ich hatte es mir schön vorgestellt, doch der tatsächliche Anblick übertraf meine Erwartungen noch bei weitem. Unvorstellbar viele Sterne glitzerten uns entgegen, blinkten teilweise, als würden sie gleich verglühen und erleuchteten die sonst völlig dunkle Umgebung. Wäre es nicht so unendlich kalt gewesen, hätte ich mich die ganze Nacht nicht dort wegbewegt.

 

 

 

Dienstag, 10 Uhr morgens, Aguas Thermales

 

Nachdem es direkt ohne Frühstück um fünf Uhr morgens wieder losging, waren wir schon eine knappe Stunde später an den Geysiren, die mit Wucht schwefelige, warme Wolken in die Luft stieben und phantastische Spiele mit der Sonne bildeten. Lief man zwischen den Dämpfen hindurch, hatte man das Gefühl, gleich von einer anderen Welt verschluckt zu werden.


Diffuse Zwischenwelten im Nebel der Geysire

 


Eine ganze Weile später war die Laguna Verde dran, die aufgrund der Uhrzeit leider nicht ganz grün leuchtete. Dahinter erhob sich aber beeindruckend der Vulkan Likankaur, der zur Hälfte schon in Chile lag. Es wirkte fast, als könne man einfach mal schnell ins nächste Land laufen.


Der Vulkan spiegelt sich in der Laguna Verde


Im Anschluss ging es endlich zum Frühstücken an die Thermalquellen, wo wir direkt nach dem Pancakesverputzen ins heiße Wasser sprangen. Noch vor wenigen Stunden wäre es unvorstellbar gewesen, bei der herrschenden Kälte im Bikini herumzulaufen. Doch das Wasser der Quelle war so heiß, dass ich zwischendurch herauskletterte, um mich wieder etwas abzukühlen. Da meckerte beim Heraussteigen aus dem Naturpool auch der Kreislauf, dem Höhe und Temperaturen in dieser Kombination dann doch zu schaffen machten.

 

Hier an den Quellen trennten sich Betreuer Jorge und Michel von unserer Gruppe, da sich Michels Zustand nicht verbesserte und er dringend aus der Höhe herunter musste. Jorge übertrug Max und mir kurzerhand die Verantwortung über die Cruzenos, den Ticketkauf und die gesamte Heimreise.

 

 

 

Dienstag, 18 Uhr abends, unterwegs im Auto

 

Die endlos wirkenden leeren Landschaften, maximal unterbrochen von kleinen Llama- oder Vikunjaherden, ließen meine Mitfahrer wieder schläfrig werden. Kein Wunder, denn nach einem Stopp an einem namenlosen Salz-/Kalk- oder was-auch-immer-See hatten wir wieder Automittagessen im Nichts veranstaltet, diesmal mit Nudeln, Schnitzel aus Pollo, Salat und Wassermelone.


Der namenlose Salz-/Kalk- oder was-auch-immer-See

 


 


 

Die hungrigen Mäuler stellen sich zum Mittagessen an

 

Krieg der Departementos. Santa Cruz bleibt einfach das coolste.


Anschließend ging es zum Valle de Rocas, einem großen Haufen Felsformationen mitten in der leeren Landschaft. Viele der Felsen luden zum Klettern ein und verleitete uns dazu, ungesichert in schwindelerregenden Höhen herumzutanzen. Aber mal ehrlich, wer würde sich das hier entgehen lassen...?



 

farblich sind die Autos kaum mehr zu unterscheiden...


Der Stopp dauerte länger als erwartet, da wieder einmal ein Auto repariert werden musste. Dann brachen wir aber endlich auf, denn die letzte Fahrt würde laut Aussage der Fahrer nochmal etwa zwei Stunden dauern. Nach einer gefühlten Ewigkeit hieß es, wir würden bald im Hotel ankommen, doch nach den immer gleichen fünf bolivientypischen Liedern des Fahrers (AUX-Kabel kaputt, Akkus leer), hingen unsere Nerven blank und unsere Geduld war am Ende.

 

 

 

Dienstag, 11 Uhr abends, Salzhotel

 

Anderthalb Stunden später als angekündigt waren wir im Salzhotel angekommen, wo wir aber in drei verschiedene Hostels aufgeteilt wurden. So war ein gemeinsames Beisammensitzen am letzten gemeinsamen Abend unmöglich, das Essen war außerdem ziemlich karg. Dafür waren die aus Salzsteinen gebauten, strohgedeckten Zimmer mit Salzkieseln als Bodenbelag schön warm – und wirklich alles aus Salz! Hier gab es außerdem endlich wieder eine Dusche, die leider sogar ZU warm war. Aber immerhin. Man wird hier anspruchslos.


Wände aus Salz, Bettgestell aus Salz, Boden aus Salz, Tisch aus Salz.

 

 

 

Mittwoch, 10 Uhr morgens, Gruta de las Galaxias de Awakisa

 

Nach dem Frühstück wurden die Autos wieder beladen - den Fehler, meine Kamera im Rucksack auf dem Dach zu lassen hatte ich nur am ersten Tag begangen! - und es ging weiter bis zu einer Grotte im Berg. Bis alle Gruppen von maximal zwölf Personen sich das doch recht unspektakuläre Höhlchen angesehen hatten, verging ziemlich viel Zeit.


Da im inneren befindet sich die Grotte

 


Danach ging es aber endlich auf den Höhepunkt der Reise: den schneeweißen Salar de Uyuni, wo die Autos teilweise echte Wettrennen fuhren - und nebenbei bemerkte unser Fahrer, dass man hier ganz schlecht bremsen könne. Andererseits sei hier ja auch nichts, weswegen es nötig wäre. Beruhigend.

 

 

 

Mittwoch, 2 Uhr nachmittags, Isla Inka Wasi

 

Nach kurzer Zeit erreichten wir die Isla Inka Wasi, eine vollständig von übermannsgroßen Kakteen bedeckte Insel mitten im Salar, von deren Spitze aus man hervorragend die schneeweiße Fläche des über 10.500km² Salzsees sah. Hier gab es außerdem ein klitzekleines Museum, einen Souvenirshop und wieder einmal Mittagessen für uns alle - Pollo, Reis, Salat.



 


 


 

 

 

Mittwoch, 6 Uhr abends, Cementerio de Trenes

 

Nach dem Inselbesuch ging es weiter über den Salar, der langsam seine typisch eckigen Formationen auf dem Boden zeigte. An einer geeigneten Stelle hielten die Wägen wieder an, damit endlich alle die beliebten Perspektivenspielfotos machen konnten. Es war fast noch lustiger, die Leute dabei zu beobachten: Hinter der Kamera fuchtelte eine Person Anweisungen rufend herum und versuchte, die zu fotografierenden Kameraden so zu positionieren, dass es aussah, als würden sie auf Brillengläsern herumspazieren, aus dem Mund einer Person heraus- oder in ihn hineinzulaufen oder jemandem auf dem Kopf herumtanzen.


Von Luisa auf Händen getragen :D

 

...und Minuten später trampelt sie auf mir rum. :(

 


 

Außerdem wurden die Gruppenfotos geschossen, für die alle ihre AFS-Bolivien-T-Shirts angezogen hatten, die uns von unserer Organisation geschenkt worden waren. Nun gut, nicht alle. Es gab natürlich ein paar Spezialisten, die ihres einfach gleich in Uyuni im Hotel gelassen hatten.



 


 

Cruzeño-Freiwilligen-Bild

 


 


 


 

Der nächste Stop war das älteste Salzhotel der Gegend (oder sogar der Welt?), in dem man Figuren aus Salz bewundern konnte, wie auch eine riesige Statue mit dem Logo der Dakar-Rallye. Dieses Logo konnte man hier überall sehen, als Autoaufkleber, Aufnäher an Rucksäcken und Jacken, als große und kleine Statuen, auf Schildern – Uyunis Bewohner waren stolz, dass die berühmte Rallye 2014 erstmals auch ihr Departemento durchquerte.

 

Am Salzhotel klappte allerdings auch die nächste Reisende zusammen, unsere süße Japanerin, die wir erst einmal bei der Ärztin ablieferten.

 

Nachdem man außerdem an einigen Souvenirständen in einem winzigen Ort angehalten hatte, war schon der letzte Stop an der Reihe: Der Eisenbahnfriedhof. Auch hier herrschte eine einzigartige Stimmung, zwischen den halb verrosteten alten Zügen, die auf den Abstellgleisen ihrem Schicksal überlassen wurden. Einen tollen Abenteuerspielplatz bildeten sie so jedoch auf jeden Fall.

 

 

 

Mittwoch, 10 Uhr abends, Uyuni

 

Fast alle kamen wieder gut nach Uyuni zurück, nur unsere Kranke war kaum ansprechbar trotz Sauerstoff. Eine Weile stand es auf der Kippe, ob sie mitdurfte, doch nach dem mexikanischen Abendessen (auf das sie natürlich verzichtete), gab die Ärztin grünes Licht. Nachdem wir uns mit einigen verrückten Energizern sehr zur Belustigung der restlichen Mitreisenden warm gehalten hatten, packten wir die Kranke (ich verzichte absichtlich auf ihren Namen) samt Sauerstoffflasche in den Bus und los ging es in Richtung Sucre.

 

 

 

Donnerstag, 5 Uhr morgens, Sucre

 

Eine Weile lang dachten wir, alles liefe glatt, bis unsere Patientin sich doch in den Bus übergeben hatte. Max und ich taten kein Auge zu in dieser Nacht, sondern stellten sie unter Dauerbeobachtung. Stunden früher als erwartet erreichten wir um vier Uhr morgens schon Sucre und befürchteten, stundenlang im Terminal herumsitzen zu müssen. Glücklicherweise holte die Koordinatorin Sucres, die gleichzeitig die Gastmutter einer Reisenden war, unsere Patientin vom Terminal ab und fuhr sie gleich für eine Infusion ins Krankenhaus. Danach wurden auch wir von ihr eingeladen, in ihrem Haus in einem leeren Saal, in dem sonst Kindergeburtstage veranstaltet wurden, noch zwei Stunden Schlaf nachzuholen. Wie gerädert nahmen wir danach ein kleines Frühstück zu uns und versuchten durchzusetzen, dass unsere Kranke nach Hause fliegen durfte und sich nicht noch eine Nacht im Bus antun musste- und uns ebenso wenig.

 

 

 

Donnerstag, 18 Uhr abends, ein bisschen außerhalb Sucres

 

Nach einigem Hin und Her ist es gelungen, für die Patientin einen Platz im Flieger zu erlangen und wir bekamen außerdem recht günstige Bustickets in der besten Flota zurück nach Santa Cruz. Die Zeit bis zur Reise vertrieben wir uns mit Mittagessen, Stadt erkunden und Saft trinken, bis wir endlich unsere Sachen zusammenpacken und uns in den geräumigen Bus setzen konnten.

 

 

 

Freitag, 8 Uhr morgens, Santa Cruz

 

Im Bus kamen wir endlich zu ein wenig mehr Schlaf, unter Anderem, weil er wegen einer Panne zwei Stunden Verspätung hatte. Alle waren froh, endlich in Santa Cruz zurück zu sein, denn obwohl die Reise selbst der absolute Wahnsinn war, ist die An- und Abfahrt doch immer wieder kompliziert. Besonders frustrierend wird der stundenlange Fahrstress, wenn man sich vor Augen hält, dass man mit deutschen Straßenverhältnissen vielleicht ein Viertel der Zeit bräuchte.

 



 

Freitag, 11 Uhr morgens, Santa Cruz

 

Beim Frühstück mit meiner Gastfamilie zeigte ich ihnen ein paar meiner Fotos und überreichte meiner Gastschwester die Kleinigkeiten, die ich ihr mitgebracht hatte. Als ich auf den Bildern nochmal sah, was wir alles erleben und sehen durften, durchflutete mich wieder dieses Glücksgefühl, das mich hier beinahe seit meiner Ankunft in Bolivien gefangen hält, mit einem kleinen bisschen schlechten Gewissens all denjenigen gegenüber, die gerade einfach ihrem Alltag nachgehen und nicht diese phantastischen Orte sehen und all das erleben dürfen, was ich erlebe.

 

Wenn ihr die Chance habt, zu reisen oder sogar so ein Auslandsjahr zu machen, dann zögert nicht, macht es!